Am 9. Januar 2023 fahren wir am Nachmittag zum Flughafen Frankfurt und fliegen mit einer Boing 747 800 nach Buenos Aires, wo wir am nächsten Morgen landen.
Mit einem Local Guide entdecken wir die Stadt – der Obelisco und die Volksheldin Evita dürfen schließlich nicht unentdeckt bleiben! Im Januar 2023 ist sehr deutlich spürbar, dass die argentinische Fußball-Elf in Qatar Weltmeister geworden ist. An jeder noch so großen Hauswand sind die Idole der fußballverrückten Argentinier übergroß zu sehen.
Schon um 5 Uhr in der Früh werden wir zum Flughafen gebracht, um von Buenos Aires weiter Richtung Süden nach Ushuaia zu fliegen. Bevor wir an Bord der Hanseatic Spirit gehen, machen wir bei milden 12 Grad Celsius – es ist schließlich antarktischer Sommer – eine kurze Stadtrundfahrt.
Als ich nach immerhin zwei Tagen Anreise meine Balkonkabine betrete, bin ich so ergriffen, dass mir das ein oder andere Tränchen über die Wange läuft. Jetzt ist es wirklich so weit: Die lang ersehnte und erträumte Reise in die Antarktis beginnt!
Und dann halte ich auch schon ein Glas Champagner in der Hand, das mir eine junge Dame mitsamt einiger Canapées persönlich in die Kabine bringt. Wow! Der versprochene Luxus an Bord der Hanseatic Spirit fängt ja gut an.
Um 19 Uhr heißt es: Leinen los! Wir verlassen Ushuaia durch den Beagle Kanal, welcher eine natürliche Grenze zwischen Argentinien und Chile bildet. Die sehr viel bekanntere Magellanstraße verläuft etwas weiter nördlich. Wir schippern zwischen der Isla Grande de Tierra del Fuego im Norden und den Inseln Navarino, Hoste und Gordon im Süden hindurch und nehmen Kurs auf die Falklandinseln.
Während wir an Deck stehen und bei einem leckeren Drink in entspannter Stimmung die ersten Seemeilen unseres Abenteuer Antarktis genießen, hören wir plötzlich laute Rufe: „Wal! Wal! Wal!“ Vor unseren Augen erhebt sich der gigantische Meeressäuger aus dem Beagle Kanal und begrüßt uns. Unglaublich!
Und mir gelingt ein sensationelles Fotos. Ich hatte gerade auf mein 135 mm Objektiv mit fester Brennweite gewechselt und den Mehrfachfachauslöser eingestellt. Einen Wermutstropfen muss ich hinnehmen. Der Autofokus ist noch auf den Wal gerichtet. Ich kann die Kamara nur an den vor mir stehenden Köpfe vorbei strecken und drauf halten. Aber seht selbst.
Tolles Wetter begrüßt uns am Morgen dieses Seetags. Es ist sonnig und leicht windig – ideal um uns langsam an das Schiff und sein Schwanken zu gewöhnen. Auf dem Programm steht heute das Kennenlernen der Crew, mit der wir die nächsten zwei Wochen unterwegs sein werden. Die „Ocean Academy“ öffnet erstmals und bietet uns Vorträge und Gespräche mit den wissenschaftlichen Experten an Bord. Außerdem bekommen wir unsere Expeditionsjacken und Gummistiefel. Jetzt sind wir gewappnet für unsere Ausflüge auf See und an Land!
Neben den heutigen Aktivitäten genießen wir den unglaublich guten Service auf der Hanseatic Spirit. Dieser dezent Luxus, den man hier als Gast erfährt, ist mehr als angenehm. 24 Stunden am Tag wird uns jeder Wunsch von den Augen abgelesen.
Dieser Freitag der 13. bringt uns kein Unglück, sondern erneut bestes Wetter. Früh am Morgen heißt es: Land in Sicht! Wir erreichen die Falklandinseln und legen im Hafen von Stanley an nach einer spannenden Passage durch die nur 70 Meter breite Durchfahrt.
Gestern gab es an Bord einen Vortrag über die Falklandinseln und so habe ich zumindest eine ungefähre Vorstellung, was uns auf diesem Archipel erwartet. Trotzdem wundere ich mich nicht schlecht, als ich bei der Einfahrt plötzlich traumhaft schöne, schneeweiße Strände mit türkisfarbenem Wasser in herrlichstem Sonnenschein sehe.
Tenderboote bringen uns sehr komfortabel zum Pier von Stanley Harbour. Von dort fahren wir zuerst mit dem kostenfreien Shuttlebus von Hapag Lloyd an die Gipsy Cove, um dort Magallan-Pinguine in ihrer natürlichen Umgebung zu sehen. Eine Stunde lang können wir die Tiere aus der Ferne beobachten und das in einer Szenerie, die an landschaftlicher Schönheit kaum zu überbieten ist: Sonnenschein, heimische Pflanzen und der türkisblaue Atlantik lassen alles wie im Bilderbuch erscheinen.
Vorab hatten wir ein privates Geländewagen-Taxi gebucht, das uns pünktlich nach einer Stunde an der Gipsy Cove abholt und in die benachbarte Yorke Bay bringt. Was uns dort erwartet, lässt sich kaum in Worte fassen: Meterhohe weiße Dünen, die bewachsen sind mit langen grünen Gräsern, und in der Ferne die ersten Pinguinkolonien. Wir laufen die mit Büscheln langer Gräser getupften Sanddünen einige Meter weit hinauf und auf der anderen Seite wieder herunter.
Dort erwartet uns ein weiteres Bilderbuchszenario: Auf den Hügeln und am Strand vor uns sitzen ganze Kolonien von Esel- und Königspinguinen, die sich in der Sonne wärmen. Die Jungtiere tragen noch ihr erstes Gefieder, spielen am Strand „fangen“ und unternehmen ihre ersten Schwimmversuche. Es ist ein so schöner Anblick, dass ich fast übersprudele vor Glück und Freude.
Zurück in Stanley spazieren wir durch die Ross Road, besuchen das ein oder andere Souvenirgeschäft, besichtigen die Christ Church Cathedral und das Historic Dockyard Museum der Falklandinseln und essen schließlich noch Fish & Chips im Waterfront Kitchen Café, ehe wir wieder an Bord gehen.
Zu unserer Überraschung werden wir kurz nach 18 Uhr gebeten, doch noch einmal vor unsere Kabinentür zu treten – „einfach so, wie wir gerade sind, ob im Bademantel oder Jogginghose“. Nur das Champagnerglas aus unserer Zimmerbar sollen wir bitte mitbringen. Kurz darauf läuft der Service mit Champagner herum und füllt unsere Gläser immer wieder auf, während wir in ungezwungener und entspannter Atmosphäre unsere Zimmernachbarn kennenlernen können. Sogar die Offiziere und Hotelmanager Christoph Timm schauen im Bademantel vorbei.
Wir setzen Kurs auf Südgeorgien und das Wetter bleibt uns weiterhin gewogen. Auch die Nächte sind glücklicherweise ruhig mit wenig Seegang. Langweilig wird es uns nicht während unserer zwei Tage auf See: Wir hören allerlei spannende Vorträge zum Beispiel zur Geologie Südgeorgiens und zur Geschichte des Walfangs in der Region, die uns auf unsere Expeditionen vorbereiten.
Für die Landgänge gelten strenge Vorschriften, die wir sogar per Unterschrift bestätigen müssen. Dies alles dient dem Schutz dieses einzigartigen Ökosystems, denn es soll unbedingt vermieden werden, dass fremde Pflanzen oder Krankheiten eingeschleppt werden.
Während des zweiten Seetags, wir sitzen gerade beim Mittagessen, zieht eine Gruppe Finnwale dicht an unserem Schiff vorbei. Und wenig später taucht am Horizont der erste Tafeleisberg auf.
Wieder heißt es: Land in Sicht! Wir erreichen Süd Georgien und unser Kapitän bringt das Schiff sicher in die Fortuna Bay. Dort begrüßt uns der Königsgletscher, der mitten in der weiten Bucht ins Meer fließt. Dazu schroffe Felsen mit Gräsern bis fast an die Küste. Was für eine wunderschöne Landschaft, die noch dazu im Sonnenschein vor uns liegt.
An Land „begrüßen“ uns Seebären, Seeelefanten und junge Königspinguine, die sich mausern. Einige halbstarke Pelzrobben verhalten sich angriffslustig und zeigen uns deutlich, wer hier wohnt. Eine unglaubliche, unberührte Tierwelt liegt direkt zu unseren Füßen und ich nutze meine Zeit an Land, um viele, viele Fotos zu machen und dieses Naturspektakel ganz und gar zu genießen.
Ich empfinde es als absolutes Privileg, diesen Ort mit nur 100 weiteren Menschen besuchen zu dürfen. Bis jetzt hatte ich noch nicht ein Mal das Gefühl, einer von ganz vielen Menschen zu sein, die das Gleiche wollen. Schon jetzt habe ich viele unvergessliche Erinnerungen gesammelt.
Am späten Vormittag verlassen wir unseren Ankerplatz. Während wir auf der Lido-Terrasse unseres Schiffes zu Mittag essen, steuern wir das 26 Seemeilen entfernte Grytviken an.
Als wir King Edward Point erreichen, wo wir uns registrieren müssen, bläst uns ein heftiger Wind entgegen. Trotzdem wird ein Zodiac zu Wasser gelassen, um die südgeorgischen Behörden abzuholen, die für eine Kontrolle an Bord kommen. Bevor wir unser Schiff verlassen dürfen, werden wir genauestens unter die Lupe genommen, ob wir auch wirklich sauber sind und nichts an Land einschleppen. Zum Glück ist alles in bester Ordnung!
Grytviken ist ein beeindruckendes Relikt aus der Walfangzeit. Wir besichtigen die verlassene Walverarbeitungsfabrik, die einst hoch profitabel war und im Stundentakt Wale zerlegte und verarbeitete. Heute unvorstellbar! Es herrschen strengste Regularien, um überhaupt Südgeorgien besuchen zu dürfen. Man darf nichts mitbringen und auch nichts mitnehmen außer Erinnerungen und Fotos.
Zurückgeblieben aus der damaligen Zeit ist eine schier endlose Menge an Industrieschrott – Aggregate, Tanks und Siedeanlagen. Heute werden sie „Industriedenkmäler“ genannt. Daneben tummeln sich viele Königspinguine, Pelzrobben und Seeelefanten, die in der ruhigen Bucht neben den verrotteten Landungsstegen und alten Walfangschiffen ihr Zuhause gefunden haben.
In Grytviken befindet sich auch das Grab von Sir Ernest Shackleton, dem berühmten und leider erfolglosen Antarktisforscher, der dort am 5. Januar 1922 seine letzte Ruhe gefunden hat. Wir bekommen eine tolle Führung durch das örtliche Museum, bei der uns eine Mitarbeiterin schildert, wie das Leben auf der Walfangstation aussah. Es gibt außerdem eine Kirche, in der Michael Ognianer für uns ein Konzert gibt. Ein kleiner Spaziergang führt uns anschließend das Tal hinauf bis auf einen Pass, von wo aus wir einen herrlichen Blick über zwei Bergseen und die Bucht von Maiviken genießen.
Schon sehr früh erfahren wir, dass eine Anlandung in Salisbury Plain möglich ist. Dort befindet sich eine Kolonie von über 200.000 Königspinguinen. Wer die wohl alle gezählt hat?
Die Szenerie übertrifft die gestrige noch einmal. Gleich mehrere Gletscher fließen in der weiten Bucht in der Bay of Isles ins Meer. Der Strand ist voller Jungseebären. Der absolute Blickfang ist jedoch die unglaubliche Zahl an Königspinguinen.
Auf dem Weg zur schönsten Aussicht auf diese gigantische Kolonie bin ich emotional so berührt, dass mir ein paar Tränchen in die Augen schießen. Worte können gar nicht beschrieben, wie es sich anfühlt, einer von ganz wenigen Menschen zu sein, die diesen besonderen Ort besuchen dürfen. Ganz freundliche, sehr zutrauliche und neugierige Pinguine begrüßen einen wie ein Besucher, als wüssten sie, dass wir gleich wieder gehen werden. Wir werden aufmerksam beobachten, während wir uns an den Pinguinen und Seebärchen vorbei unseren Weg zum Aussichtspunkt suchen. Viele Pinguine tragen noch ihr erstes Daunenkleid und warten auf ihr neues, schickes Aussehen.
Kalte Fallwinde treiben uns zum Ende des Landgangs zurück aufs Schiff. Eine zweite Anlandung heute muss leider ausfallen, da ein stürmisches Tief droht und uns der Kapitän fast zehn Meter hohe Wellen ersparen möchte… Die See wird spürbar welliger und für uns bisher vom Wetter Verwöhnte schaukelt es ganz ordentlich.
Am Nachmittag hören wir einen Vortrag über die Antarktis und blicken gemeinsam mit den Experten zurück auf die beiden Tage in Südgeorgien. Danach wird uns die neue, ans Wetter angepasste Route für die nächsten Tage vorgestellt. Das Tief erfordert eine Kurskorrektur.
Ganz können wir dem Tief natürlich nicht entgehen und so sind die beiden Seetage ziemlich anstrengend für uns mit bis zu 6 Meter hohen Wellen und Windstärke 7. Da spürt man schon sehr deutlich, wie hilflos wir Besucher der gewaltigen Natur ganz im Süden unseres Planeten ausgeliefert sind. Diese Schiffsreise verdient wirklich den Namen Expedition. Bei den Mahlzeiten bleiben so einige Tische leer...
Verschiedene Vorträge zur Geschichte, Geologie, Flora und Fauna können von uns genutzt werden, um auf ganz bequeme Art und Weise die Antarktis zu studieren und uns auf die Ankunft dort vorzubereiten.
Am 19. Januar begegnen wir dem größten momentan treibenden Eisberg mit dem Namen A-76a. Ein ganz besonderes Highlight. Weil es an diesem Tag so nebelig ist, nehmen wir gar nicht sofort wahr, dass wir bereits an diesem Riesen entlangfahren. Bei seiner Entdeckung durch einen NASA-Satelliten hatte der A-76 eine Fläche von sagenhaften 4300 Quadratkilometern. Inzwischen ist er in drei Teile zerbrochen. Trotzdem ist A-76a immer noch etwas größer als die Insel Mallorca.
Dieser Tag steht ganz im Zeichen unserer Ankunft auf dem 7. Kontinent. Elephant Island besteht aus steil aufragenden Felsen und herabfließenden Gletschern. Große Gruppen von Zügel- und Eselspinguinen leben hier zusammen mit Elefanten- und Pelzrobben. Großartig anzusehen, aber ein äußerst unwirtlicher Ort.
Es ist schwer vorstellbar, dass hier, auf einem nur 30x70 Meter breiten Strand, 22 Männer vier Monate lang ausgeharrt haben, nachdem sie auf Shackletons Endurance-Expedition 1916 dort strandeten. Zwei umgedrehte kleine Holzboote waren ihr einziger, notdürftiger Schutz vor den Elementen. Ihre Nahrung bestand aus Pinguinen. Doch sie alle überlebten und wurden von dem Chilenen Luis Pardo geborgen. Eine Büste in der Bucht von Point Wild erinnert heute noch an den Retter.
Leider macht uns am Morgen der Wind mit bis zu 40 Knoten und der zu hohe Schwell einen Strich durch unseren geplanten Zodiac-Cruise. Statt dessen dreht die Hanseatic Spirit bei und wir machen uns auf zu einem Schiff-Cruising rund um Elephant Island. Später beschließt unser Kapitän, die Route aufgrund eines Sturms mit bis zu Windstärke zehn (entspricht bis zu 102 km/h ) erneut zu ändern und nimmt Kurs auf Deception Island. Wir hoffen, dort morgen anlanden zu können.
Ihren Namen trägt die „Täuschungs-Insel“ aufgrund ihrer engen Einfahrt, umrahmt von Uferklippen, in deren Mitte ein Fels liegt. Es bedarf einiges Geschick, die Hanseatic Spirit daran vorbei zu manövrieren. Unser Kapitän steuert uns ruhig und sicher durch „Neptuns Blasebalg“ und plötzlich finden wir uns in einem atemberaubenden Vulkankessel wieder: Deception Island ist ein noch immer aktiver Vulkan, der sich momentan jedoch in einer Ruhephase befindet. Seine eingestürzte Caldera hat einen Durchmesser von 12-14 Kilometern.
Hier können wir endlich wieder ausbooten! Es ist windig und bewölkt, aber bei unserer Ausfahrt kommt sogar die Sonne heraus und ermöglicht uns schöne Fotoaufnahmen. Glücklicherweise gelingt mir die Generalprobe mit meiner eingegipsten Mittelhand. Ich bin erleichtert und freue mich, die Reise wie geplant machen zu können.
Wir besuchen die ehemalige Walfangstation, in der von 1912-1931 die südlichste Tran-Kocherei der Welt stand. Später wurden die Gebäude als Forschungsstation genutzt. Heute sind sie nur noch stille Zeugen dieser Zeit. Faszinierend ist die vulkanische Aktivität am Strand: Hier tritt heißes Gestein und Dampf aus dem Erdmantel aus. Einige Mutige unter uns wagen ein Bad im 5°C kalten Südpolarmeer.
Am Nachmittag können wir erneut anlanden. Yankee Harbour steht auf unserem Programm. Der kleine Naturhafen an der Rückseite von Greenwich Island wird durch einen Geröllbogen gebildet und ist dadurch recht ruhig. Auch hier gibt es ein historisches Denkmal, das an die in den 1820er Jahren operierende Robbenfangflotte erinnert. Gegenüber liegt der Bravo-Gletscher, von dem immer wieder unter Getöse Eisblöcke abbrechen.
Viele kleine Eselpinguin-Kolonien ziehen sich entlang der gesamten Bucht. Es ist ein chaotisches Treiben. Pinguine watscheln zwischen Meer und ihren Kolonien hin und her. Die sonst so typischen „Pinguin-Highways“ sind nicht zu erkennen. Die Jungpinguine, die der Hunger plagt, jagen den erwachsenen Pinguinen hinterher in der Hoffnung, etwas zu fressen zu bekommen. Sie sind schon recht weit entwickelt. Sobald sie die Mauser abgeschlossen haben, ist ihr Gefieder wasserfest und sie können hinaus aufs Meer, um ihre erste eigene Beute zu jagen. Zwischen den Pinguinen lauern Antarktische Skuas: Große braune Raubmöwen, die schwache Jungtier zu ergattern versuchen. Ich stelle fest: Ganz egal wie oft wir Pinguine besuchen, es ist immer wieder ein wunderbares Schauspiel!
Heute steuern wir die Melchior Inseln an, die im Palmer Archipel unmittelbar vor der antarktischen Halbinsel liegen. Am Vormittag unternehmen wir eine Zodiac Ausfahrt in einer wirklich surrealen Landschaft. Die Inselgruppe ist komplett mit Gletschereis bedeckt und wir gleiten durch schmale Kanäle, recht und links ragen Berge steil auf. In einer großen Bucht sind majestätische Eisberge gestrandet, die uns in intensivem Blau entgegen leuchten. Wir sichten auch vereinzelte Wedel Robben.
Zurück auf dem Schiff werden wir mit einem Glas Champagner empfangen. Während wir uns anschließend beim Mittagessen stärken, cruisen wir durch das Paradies der Antarktis, das vor den Fenstern an uns vorbei zieht: eine faszinierende Welt aus Fels, Eis und Meer, riesige Eispanzer mit Abbruchkanten und gelegentlich Pinguinen und Robben auf den Eisschollen.
Wir nehmen Kurs auf Neko Harbour und sehen, wie vom Kapitän versprochen, jede Menge Buckelwale und Orcas. Die Bucht selbst ist jedoch voller Packeis, so dass eine Anlandung nicht möglich ist. Statt dessen unternehmen wir eine Ausfahrt im Zodiac. Langsam gleiten wir durch das Eis. Oft knirscht es gewaltig an der dünnen Gummibordwand unserer kleinen Boote, als wir uns unseren Weg bahnen. Manchmal ist ein Weiterkommen nicht möglich und wir müssen uns einen anderen Weg suchen. Wir sehen mehrere Seeleoparden auf Eisschollen, denen wir uns bis auf wenige Meter nähern können.
Früh morgens fahren wir in die Paradise Bay, die ihren Namen zurecht trägt: Zahlreiche aktive Gletscher, die sich ihren Weg ins Meer bahnen, tun sich vor uns auf. Die Bucht liegt so geschützt, dass das Wasser spiegelglatt ist, darin Eisberge aller Größen. Auf unserer Zodiac-Ausfahrt suchen sich unsere kleinen Boote wieder knirschend ihren Weg hindurch. Manche der Eisklötze sind klein, andere haushoch. Sie schimmern in den schönsten Blautönen. Manchmal rumpelt es, wenn ein Stück Eis in die Schraube gerät. Ganz schön aufregend!
In der Bucht gibt es eine chilenische und eine argentinische Station, die jedoch nur noch gelegentlich im Sommer bewohnt sind. Statt dessen leben hunderte Eselpinguine rund um die Häuser, die einen ziemlichen Geruch verströmen… Und dann erwartet uns hinter dem letzten großen Eisberg ein Zodiac, in dem Hotelmanager Timm eine Champagner-Bar aufgebaut hat. Was für ein Finale für unseren Ausflug durch das Eis!
Zurück an Bord, setzen wir unsere Fahrt in Richtung Lemaire Kanal fort, eine imposante Meerenge zwischen dem antarktischen Festland und einer vorgelagerten Insel namens Booth Island. Vergletscherte Felswände ragen rechts und links steil neben uns auf, bis zu 1.000 Meter hoch. Wir sehen blaue Eisabbrüche und auf dem Wasser kleine Eisberge und Schollen, auf denen immer wieder Seeleoparden und Robben liegen. Ein unglaubliches Schauspiel!
Nachmittags steuern wir die Petermanns Insel an, benannt nach einem deutschen Forscher. Dort haben wir die Möglichkeit, eine Schneeschuhwanderung zu machen oder die Gegend zu erkunden Einzigartig auf Petermanns Insel sind die beiden Pinguinarten Adelie-Pinguine und Eselspinguine, die hier nebeneinander leben. Der Anteil der Eselspinguine ist auffällig größer. Die Sonne zeigt sich und wir nehmen wieder tolle Erinnerungen und wunderschöne Fotos mit zurück aufs Schiff.
Zunächst sieht es ganz danach aus als könnten wir heute keine Bootsfahrten mit dem Zodiac unternehmen. Das Wetter ist einfach zu schlecht. Wir haben Sturmböen bis zu 10 Windstärken, hohen Wellengang, Schneefall, Regen und Nebel. Glücklicherweise sind wir geschützt zwischen den Inseln unterwegs, so dass sich keine hohe Welle aufbauen kann und wir nur ein sanftes Schaukeln spüren. Noch einmal durchqueren wir den Neumayer Kanal, der im Nebel mystisch wirkt.
Der Tag ist schon fast zu Ende, da ist der Wind auf einmal weg! Dann tauchen mehrere Buckelwale auf und lassen sich von uns ganz in Ruhe beobachten wie sie fressen und spielen, sich drehen und ihre Fluke, Finne und Flipper zeigen. Und dann verkündet unser Kapitän doch noch eine Ausbootung! Wir cruisen zur Enterprise Island, wo wir ein altes, versunkenes Walverarbeitungsfisch sehen, umgeben von mächtigem Eis. In der kleinen Bucht treffen wir ganz versteckt eine Segelcrew mit Gästen aus Italien. Unser Kapitän versorgt sie mit Wasser und Wein – die Freude bei der kleinen Besatzung und den Gästen ist groß.
Noch am Abend nehmen wir Kurs auf Ushuaia und müssen uns von der Antarktis verabschieden. Auf unserem Weg liegt die Drake Passage, eine Wasserstraße zwischen der antarktischen Halbinsel und Kap Horn. Zwei sehr wellenreiche Tage im südatlantischen Meer erwarten uns...
Die Hanseatic Spirit stampft ganz gewaltig. Dafür scheint endlich Mal wieder die Sonne vom blauen Himmel. An diesen beiden Tagen gibt es wenig Programm. So bleibt Zeit, die Reise noch einmal für sich Revue passieren zu lassen. Unsere Experten an Bord nehmen uns ebenfalls noch einmal mit auf einen Rückblick auf die letzten beiden Wochen.
Am vorletzten Abend lädt Axel Engeldrum zum Farewell Cocktail. Die ganze Mannschaft des Schiffes verabschiedet sich im Hanse Atrium von uns und wir bedanken uns mit tosenden Applaus für die spannende und aufregende Reise durch die Antarktis und den wahnsinnig tollen Service auf unserem Schiff.
Am Abend des 26. Januar legen wir in Ushuaia an. Sich plötzlich wieder in einer geschäftigen Straße zu befinden, ist ein wenig wie ein Kulturschock. Nun verabschieden wir uns endgültig von der Hanseatic Spirit und von einem tollen Erlebnis, an das wir noch ewig denken werden.