Mein Freund Tommi und ich sind beide Liebhaber der amerikanischen Motorradkultur. Wir sind auf unseren Harleys schon einige Tagestouren zusammen gefahren und in einer größeren Gruppe eine Tour auf Sardinien. Die Rundreise durch die Schweiz war unsere erste Motorradreise zu Zweit, wodurch wir super flexibel in der Gestaltung waren. Und die Grand Swiss eignet sich ideal dafür, denn wenn man einmal auf der Strecke ist, kann man sich gar nicht mehr verfahren.
Wir sind beide absolute Genussfahrer, uns geht es nicht darum, schnell von A nach B zu kommen. Dazu passen auch unsere Harley Davidson Street Glides mit super hohem Sitzkomfort.
Wir starten auf einer romantischen Strandstraße entlang des Vierwaldstätter Sees. Über Andermatt erreichen wir unseren ersten Pass, den Furka-Pass, der gleich der höchste auf unserer gesamten Tour ist. Oben haben wir ein absolutes AHA-Erlebnis, als uns diese unglaubliche Bergwelt zu Füßen liegt. Wow, die Grand Swiss trägt ihren Namen zurecht!
Entlang der Route stehen immer wieder große rote Bilderrahmen, die besondere Highlights der Strecke markieren. An so einem Rahmen machen wir unser erstes Foto der Tour.
Unser nächstes Highlight ist Zermatt – obwohl der Ort selbst Auto und Motorrad frei ist und wir unsere Bikes im Ort davor parken müssen. Von Zermatt aus fahren wir mit der Gornergratbahn rauf auf den Gletscher des Matterhorns und staunen schon wieder über das Alpenpanorama. Zermatt selbst ist ein echt schnuckeliges Dorf. Wir genießen dort ein typisch Schweizer Fondue.
Wusstet ihr, dass Queen ihr letztes Album in Montreux aufgenommen haben? Der Band zu Ehren steht am Seeufer eine Statue des legendären Frontmanns Freddie Mercury in typischer Bühnenpose und wir hatten viel Spaß beim Posieren. Danach mussten wir allerdings dringend in den Genfer See springen und uns abkühlen, denn der Sommer 2019 war unglaublich heiß mit Temperaturen um die 35°C.
Zwischen dem Genfer und dem Thunersee entdecke ich zum Beispiel ein Schild zur Ritzli Alp und wir biegen spontan von der Hauptstrecke ab. Über eine kleine Straße erreichen wir den Jaun-Pass und schließlich eine typische Schweizer Hütte auf 1500 Metern Höhe.
Der Abstecher war zwar ziemlich anstrengend zu fahren, aber hat sich absolut gelohnt! Oben finden wir eine Quelle und erfrischen uns an einem Wassertrog mit eiskaltem Wasser die Köpfe.
Unsere Tour endet auch wieder in Luzern, wo wir eine typische Bootstour über den Vierwaldstätter See buchen. An Deck machen wir die Beine lang, lehnen uns zurück und genießen das Panorama.
Man darf die Anstrengung einer solchen Tour nicht unterschätzen! Wir haben teilweise 6-7 Stunden für eine Entfernung von 170 Kilometern gebraucht, weil die Straße sehr kurvig und technisch anspruchsvoll ist. Zum Glück ist grundsätzlich wenig Verkehr auf den Landstraßen, nur innerhalb der Städte ist es unerträglich.
Mein Tipp: Um die Tour noch mehr zu genießen, empfehle ich euch, nicht jeden Tag zum Fahrtag zu machen. Bleibt auch Mal einfach an einem Ort und genießt dort die traumhafte Landschaft! Wir haben Ruhetage in Luzern und Lugano eingelegt.
Für uns stand schon 2019 fest, dass wir weitere Etappen der Grand Tour of Switzerland fahren wollen. Die Pandemie hat uns dann erst Mal einen Strich durch die Rechnung gemacht. Im Sommer 2021 waren Tommi und ich endlich wieder auf unseren Bikes on the road. Diesmal haben unsere Frauen Bianka und Uta uns im Cabrio begleitet, genauer gesagt: Wir sind den Tag über jeweils in unserem eigenen Tempo gefahren und haben uns jeden Abend wieder getroffen.
Wir starten dieses Mal in Küssnacht, nach einer Übernachtung im sehr schönen Romantik Seehotel, und fahren von dort zum ersten Streckenhighlight: den Rheinfällen auf der Schweizer Seite. Spektakulär! Es ist unglaublich, welche Wassermassen da durch brausen und sich ihren Weg bahnen.
Über St. Gallen und Appenzell geht es weiter zum Säntis Gletscher. Mit der Gondel fahren wir auf auf 2502 Meter ü.M. Auch wenn ihr dafür eure Motorräder stehen lassen müsst. Es lohnt sich! Früher haben da oben Leute gewohnt, aber inzwischen haben Maschinen ihre Arbeit übernommen. Wir erfahren auch, dass Albert Einstein während seiner Zeit in Zürich gerne auf den Säntis hinauf gewandert ist.
Spektakulär ist auch unsere Fahrt über die Salginatobel-Brücke, die von der American Society of Civil Engineers zum „world monument“ ernannt wurde. Auf den erstn Blick wirkt sie wie ein Fremdkörper in der Natur, aber die filigrane Zement-Architektur hat ihre eigene Schönheit. Einspurig spannt sich die Brücke zwischen zwei Berghänge. Wie ein Feldweg über das Tal. Dahinter liegt dann nur noch ein kleines Bergdorf, dann ist die Straße zu Ende. Wir kehren also um und fahren gleich noch ein zweites Mal über die Brücke.
An diesem Tag haben wir auch noch ein außergewöhnliches Naturerlebnis: Wir sehen nämlich einen Alpenbock, der wegen seiner Größe und Musterung zu den spektakulärsten Käfern Europas zählt und sehr selten ist.
Auf der Etappe von Davos nach Lugano, die uns über den St. Bernadino Pass und den Flüelen Pass führt, erleben wir die unglaubliche Weite der Schweizer Alpen. Wir gleiten durch die zahlreichen Kurven und genießen wieder und wieder das Panorama.
Gemeinsam mit unseren Frauen verbringen wir zwei schöne Tage im italienischen Teil der Schweiz. Wir fahren mit der Zahnradbahn auf den Monte Bré, von wo aus man einen tollen Ausblick über den Luganer See und die Stadt Lugano hat, unternehmen eine Bootstour über den Luganer See und genießen einfach den Mix aus italienischem Flair und Schweizer Genauigkeit.
Unser letzter Tag auf dem Motorrad ist unser emotionalster: Er führt uns von Lugano nach Luzern, über drei spektakuläre Pässe. Weil es in Lugano so heiß ist, starten wir sehr früh und erreichen als erstes den Gotthardpass auf 2091 Meter ü.M.. Wir haben uns für den Anstieg die alte Route ausgesucht, die unser ganzes fahrerisches Können fordert: Sie hat sehr enge Kurven und ist teilweise gepflastert. Mit jeder Kurve steigt unsere Vorfreude auf den Blick, der uns dort oben erwartet.
Runter fahren wir dann die neue, ausgebaute Straße, um bald den Furkapass zu erreichen, den wir schon 2019 erklommen haben. Die Vorfreude ist entsprechend groß, wir können es kaum erwarten und die Glücksgefühle beim Überqueren der 2429-Meter-Marke waren riesig.
Der Grimselpass mit 2164 Metern ü.M. ist der dritte und letzte an diesem Tag. Wir legen oben eine Pause ein und plötzlich wird uns bewusst, dass unsere zweite Motorradtour auf der Grand Swiss schon dem Ende zu geht. Wir genießen noch einmal den Ausblick und freuen uns, dass wir tatsächlich die ganze Grand Tour of Switzerland gefahren sind.
Wir lassen unseren Urlaub gemeinsam mit unseren Frauen in Luzern ausklingen, bummeln durch die Stadt und unternehmen (wieder einmal) einen Bootstour über den Vierwaldstätter See. Der perfekte Abschluss, um die Schönheit der Schweizer Landschaft in sich aufzunehmen.
Ich kann eine Grand Swiss Tour jedem Motorradfahrer empfehlen! Für mich persönlich war die Westroute die schönere, weil die französische Seite der Schweiz für mich viel unbekannter war. Das hat sich vor allem bei den Stopps in den Städten bemerkbar gemacht.
Die Strecken selbst fand ich allerdings in der östlichen Schweiz schöner und spektakulärer, weil die Berge höher sind und wir mehr Pässe gefahren sind.
Mein Tipp: Legt Ruhetage ein – das habe ich euch ja bereits empfohlen – und tut dies nicht unbedingt in den großen Städten, so wie wir, sondern in den kleinen Dörfern entlang der Grand Swiss. Die Schönheit des Landes passt nicht zu den Unterkünften in den Metropolen. Wenn ihr die Städte trotzdem besichtigen möchter, könnt ihr diese immer noch in eure Tagesetappen einbauen.
Habe ich euch jetzt Lust auf eine Motorradtour durch die Schweiz gemacht? Gerne erzähle ich euch persönlich noch mehr und unterstütze euch bei der individuellen Planung eures Roadtrips auf den schönsten Straßen durch die Schweizer Alpen!