Unser erstes Abenteuer in Afrika beginnt, kaum das wir angekommen sind: Am Tag nach unserer Landung in Botswana packen wir bergeweise Ausrüstung erst in einen großen Offroader, der uns über Rumpelpisten bis zur Ablegestelle bringt, und schließlich auf die traditionellen Boote, Mokoros, mit denen wir durch das Delta paddeln werden. Sie sind lang und schmal, nur zwei Personen finden jeweils auf einem Boot Platz - und überraschend viel Gepäck.
Mit all unseren Lebensmitteln, Getränken, dem Kochgeschirr, Gaskocher, Klapptischen und was ein moderner Mensch noch so in der Wildnis braucht fühle ich mich ein bisschen wie bei einem Pfadfinderausflug. Was auch gar nicht so weit hergeholt ist, denn wir werden die nächsten beiden Nächte campen.
Ganz bewusst haben wir uns bei der Planung unserer Botswana-Rundreise dafür entschieden, im Okavango Delta in Zelten zu üernachten. Wir haben uns davon eine ganz besondere Erfahrung versprochen, so unmittelbar in der Natur und inmitten der wilden Tiere zu sein. Und unsere Erwartungen werden sogar noch übertroffen!
Als alles verstaut ist, legen unsere wackeligen Bötchen ab. Es ist spannend, wie die traditionellen Mokoros von den einheimischen Guides mit einem langen Holzstab angeschoben und gesteuert werden. Ab der ersten Minute spüren wir deutlich, dass wir jetzt in der Wildnis angekommen sind. Unsere Guides unterhalten sich in ihrem einheimischen Dialekt und obwohl ich die Worte nicht verstehe, merke ich an ihrer Tonlage ihre nun erhöhte Vorsicht, mit der sie sich im Territorium der wilden Tiere bewegen.
Wir sind kaum losgefahren, da begegnen uns auch schon die ersten Nilpferde. Unsere Guides nehmen die Begegnung sehr ernst und bemühen sich, die Tiere nicht zu stören. Während der weiteren Fahrt erklären uns unsere Guides alles Wissenswertes über Flora und Fauna des Okavago Deltas.
Um die Mittagszeit haben wir die Stelle erreicht, an der wir unser Camp aufgeschlagen. Wir laden die Mokoro aus, bringen alles an seinen Platz in unserem Lager und bekommen unsere Zelte für die nächsten zwei Nächte zugeteilt.
Die Wildnistoilette (ein Erdloch mit einer Schaufel-Sand-Spülung ohne vollständigen Sichtschutz) und die Flusswasser-Dusche (ganz ohne Sichtschutz) hinterlassen bei mir einen bleibenden Eindruck...
Und wie kann es anders sein: Wir bekommen noch einmal eindringliche Instruktionen und die passenden Verhaltensweisen erklärt. Mehr als einmal betonen unsere Guides, dass für uns nachts außerhalb unseres Zeltes Lebensgefahr besteht. Für den Notfall steht uns deshalb eine En-Suite-Chemie-Toilette im Zelt zur Verfügung.
Und tatsächlich: Schon während des Tages erspähen wir einige Wildtiere, in der Ferne sehen wir eine Zebraherde grasen und eine Elefantenfamilie kommt auf ihrem Streifzug durch das Delta ganz nah an unserem Lager vorbei.
Bevor die Sonne schlafen geht, unternehmen wir noch eine Pirsch zu Fuß. In einer sehr warmen Abendsonne können wir ganze Herden von Büffeln beim Grasen und Saufen beobachten. Die Atmosphäre ist so schön, dass ich sie kaum in Worte fassen kann. Man kennt diese Bilder aus Heinz Sielmanns berühmten Fernsehreportagen "Expedition ins Tierreich" - und jetzt und hier sind wir mitten drin!
Nach der ersten Nacht, in der wir beim Einschlafen viele unbekannte Tierstimmen hören, die ansonsten jedoch weniger aufregend war als angekündigt, erwartet uns ein Frühstück am Lagerfeuer. Das Wasser für unseren Kaffee, das auf der Feuerstelle in einer einfachen Blechkanne zum Kochen gebracht wird, stammt aus dem Fluss. Jetzt fühlen wir uns wirklich wie Pfadfinder.
Wir staunen darüber, dass wir uns im größten Binnendelta der Welt befinden, ohne Strom, ohne fließendes Wasser und ohne Internet oder Telefon und es uns trotzdem an nichts fehlt. Für alle Fälle sind unsere Guides mit einer medizinischen Erste-Hilfe-Tasche ausgestattet. An ihrer Seite fühlen wir uns sicher, denn sie kennen sich hier aus, haben ihr Leben im Okavango Delta verbracht.
Nach dem Frühstück nutzen wir die Morgenfrische für eine weitere Pirsch zu Fuß. Vertraut bewegen sich unsere Guides durch das Delta und wir versuchen es ihrer unaufgeregten Art gleich zu tun.
Wie gestern auch sehen wir viele Wildtiere wie Zebras, Büffel und zum erstmal eine wirklich riesige Giraffe, die herrschaftlich durch die Landschaft schreitet. Die ganze Szenerie erinnert mich an den Film „König der Löwen“. Auch badende Nilpferde erspähen wir. Mit meinem 600 mm Teleobjektiv gelingt es mir, unglaublich schöne Bilder zu machen. Doch mein Wunsch ist es, den riesigen Dickhäutern noch etwas näher zu kommen.
Während der folgenden Siesta werde ich plötzlich von einem unserer Guides geweckt: "Nilpferd! Ganz in der Nähe!" Sofort bin ich hellwach und schnappe mir meine Kamera. Und tatsächlich steht da ein Nilpferd keine 200 Meter von unserem Lager entfernt. Unglaublich!
Am späten Nachmittag steht ein weiteres Highlight auf dem Programm: Eine Fahrt mit dem Boot auf dem Binnendelta, der Abendsonne entgegen. Wir genießen den spektakulären Sonnenuntergang und baden im Fluss! Ist das nicht verrückt? Später lassen wir unseren letzten Tag im Okavango Delta am Lagerfeuer ausklingen, in der Hand ein kühles Bier und über uns ein gigantischer Sternenhimmel.
Unsere Rundreise durch das südliche Afrika hat gerade erst begonnen und schon jetzt sind unsere Köpfe gefüllt mit wunderbaren Erinnerungen und Bildern der endlosen Landschaften und intakten Tierwelt in Botswana.
Ein Traum für uns.