Beim Landeanflug auf Maun, Botswana, fällt mir auf, wie karg und trocken die Landschaft wirkt. Überrascht frage ich mich, ob wir in einer solchen Umgebung tatsächlich jenen Tierreichtum erleben werden, für den das Land im südlichen Afrika so berühmt ist. Doch schon am nächsten Tag sind meine Zweifel vergessen....
Erst einmal kommen wir aber an in Botswana. Wir sieben Neuenstädter lernen unseren (deutschsprachigen!) Reiseleiter und einheimischen Guide Tanaka kennen sowie den Rest unserer Reisegruppe, die aus Kalifornien, Italien und Berlin stammen und mit denen wir in den nächsten Tagen viel Spaß haben werden. Nach 20 Stunden Flug, ausführlichen Instruktionen durch unsere Reiseleitung zum Verlauf der Reise und einem Proviantgroßeinkauf freuen wir uns am Abend auf unseren ersten Sundowner, nach dem wir direkt ins Bett fallen... Morgen ist auch noch ein Tag. Und was für einer!
.
Als wir am nächsten Morgen unsere Sachen zusammen packen, fühle ich mich ein bisschen wie bei einem Pfadfinderausflug: Lebensmittel, Kochgeschirr, Getränke, Gaskocher, Klapptische werden erst in unserem großen Offroader verstaut und nach einer aufregenden Tour durch unwegsames Gelände in unseren Mokoros. Das sind Einbaum ähnliche Boote, in denen jeweils nur zwei Personen plus Gepäck Platz finden und in denen wir, weil sie nahezu geräuschlos sind, perfekt ins Okavango Delta einblenden können.
Als alles verstaut ist, legen unsere wackeligen Bötchen ab, die von unseren Guides mit einem langen Holzstab angeschoben und gesteuert werden. Ab der ersten Minute spüren wir deutlich, dass wir jetzt in der Wildnis angekommen sind. Unsere Guides unterhalten sich in ihrem einheimischen Dialekt und obwohl ich die Worte nicht verstehe, merke ich an ihrer Tonlage ihre nun erhöhte Vorsicht.
Wir sind kaum losgefahren, da begegnen uns auch schon die ersten Nilpferde. Unsere Guides nehmen die Begegnung sehr ernst und bemühen sich, die Tiere nicht zu stören.
Unsere beiden Nächte im Okavanga Delta verbringen wir tatsächlich in Zelten und es ist eine unglaubliche Erfahrung, der Pflanzen- und Tierwelt Botswanas so nah zu kommen. Auch wenn es bedeutet, dass wir in unserem Zeltcamp nur eine Wildnistoilette haben - ein Erdloch mit Schaufel-Sand-Spülung - und eine Flusswasser-Dusche ohne Sichtschutz... Das Frühstück am Lagerfeuer ist dafür unvergesslich schön!
Auch für den Rest der Reise haben wir uns bewusst für einfache Lodges, Chalets und Zeltlodges entschieden, nicht nur wegen der Nähe zum Land, sondern auch aus Kostengründen: Botswana ist kein günstiges Reiseziel.
Um die Mittagszeit haben wir die Stelle erreicht, an der wir unser Camp aufgeschlagen. Dort bekommen wir von unseren Guides noch einmal eindringliche Instruktionen: Mehr als einmal betonen sie, dass für uns nachts außerhalb unseres Zeltes Lebensgefahr besteht. Für den Notfall steht uns deshalb eine En-Suite-Chemie-Toilette im Zelt zur Verfügung....
Und tatsächlich: Schon während des Tages erspähen wir einige Wildtiere, in der Ferne sehen wir eine Zebraherde grasen und eine Elefantenfamilie kommt auf ihrem Streifzug durch das Delta ganz nah an unserem Lager vorbei. Am späten Nachmittag und am frühen Morgen gehen wir mit unseren Guides auch zu Fuß auf Pirsch und sehen dabei Büffelherden, Giraffen und badende Nilpferde.
Die nächste Station unserer Rundreise ist der Moremi Nationalpark. Eine phantastische Tierwelt wartet dort auf uns, die Wildtier-Population ist wirklich beeindruckend. Auf unseren Pirschfahrten können wir Büffel, Nilpferde, Elefanten, Giraffen, Warzenschweine, Wildhunde, Hyänen, Antilopen und Gnus beobachten. Spielende Leopardenbabies, die um ihre schlafende Mama herumtollen... satt gefressene Löwinnen, die das Beutetier noch vor sich liegen haben... im Schlamm spielende Elefantenkinder...schlammverkrustete Büffel, eine ganze Herde galoppiert an uns vorbei... Und für alle Vogelliebhaber ist hier auch einiges an Gefieder geboten, mit etwas Glück sieht man sogar den berühmten Eisvogel.
Ich kann gar nicht aufhören zu schwärmen! Auch unsere Unterkunft ist toll: Drei Nächte bleiben wir in der Elefant Pools Lodge, deren freundliches Personal uns täglich mit einem tollen Frühstück und Abendessen verwöhnt. Besonders hat uns auch das Lagerfeuer am Abend gefallen, an dem wir uns gerne nach dem Essen auf ein Gute Nacht-Bier getroffen haben.
Als nächstes heißt es für uns: Kilometer fressen. Trotzdem ist die Fahrt zum berühmten Chobe Nationalpark gut machbar, denn wir verteilen sie auf zwei Tage - und erleben unterwegs zwei Highlights unserer Reise.
Von Maun aus unternehmen wir einen Rundflug über das Binnendelta Okavango. Von unserem Kleinflugzeug aus genießen wir einen atemberaubenden Blick auf diese besondere Landschaft.
Die Nacht verbringen wir in Nata, in der gleichnamigen Nata Lodge, wo wir kurz vor Sonnenuntergang die Salzpfanne Makgadikgadi besuchen. Im warmen Abendlicht liegt ihre schimmerne Fläche vor uns und scheint sich schier endlos gen Horizont zu erstrecken. Wir genießen den Anblick und dazu einen kühlen Sundowner.
Der Chobe Nationalpark ist nicht ohne Grund berühmt für seine Tiervielfalt. Hier sind wirklich alle "Big 5" unterwegs und die Menge an Tieren, die man hier beobachten kann, ist insgesamt einfach unglaublich.
Es ist allerdings auch der Nationalpark in Botswana, der meiner Ansicht nach die meisten Gäste hat. Sehr auffällig fand ich auch die nicht vorhandene Scheu der Tiere gegenüber den Safarifahrzeugen, an die sie sich längst gewöhnt haben, weil sie täglich im Park unterwegs sind. Das hat auf der anderen Seite den Vorteil, dass man den Tieren sehr nahe kommen kann.
Besonders beeindruckt haben mich die großen Elefanten- und Büffelherden, die wir beim Trinken an den Wasserlöchern beobachten konnten. Auch die große Zahl an Löwen ist mehr als ein WOW wert.
Vom Chobe Nationalpark im Nordosten des Landes ist es nur "ein Katzensprung", rüber nach Simbabwe, wo wir die spektakulären Viktoriafälle besuchen. Auf der Grenze zwischen Simbabwe und Sambia fließt der Sambesi, dessen Wassermassen zunächst auf einer Breite von rund 1,7 Kilometern dahinfließen und sich dann in eine nur 50 Meter breite und 110 Meter tiefe, quer zum Flusslauf liegende Schlucht mit steilen Felswänden aus Basalt ergießen. Zum Ende der Regenzeit schießen hier bis zu 10.000 Kubikmeter Wasser als gigantischer, tosender Vorhang in die Tiefe.
Für uns hat "Mosi oa Tua", zu Deutsch: der "donnernde Rauch", allerdings nur ein kleines Rauschen übrig, denn der Sambesi führt zum Zeitpunkt unseres Besuchs nur wenig Wasser. Trotzdem ist der Anblick spektakulär! Die Schlucht ist durch einen Wanderweg im Park sehr gut abzulaufen und bietet viele Aussichtspunkte, von denen aus wir tief hinunter blicken können.
Den letzten Abend unserer Rundreise verbringt unsere Reisegruppe bei einem guten Essen im „The Three Monkeys Restaurant & Bar“ in Viktoriafalls. Wir bedanken uns bei unserem Guide Tanaka und seinen Helfern und verabschieden uns von einem Teil der Reiseteilnehmer.
Für uns Neuenstädter ist die Reise durch das südliche Afrika zum Glück noch nicht zu Ende: Wir fliegen am nächsten Tag nach Kapstadt.